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Ist meine Mutter dement?
Warnzeichen, Ursachen und Wege zum richtigen Umgang

Wenn sich Eltern verändern, vergesslicher werden, orientierungslos wirken oder plötzlich misstrauisch reagieren, löst das oft Sorge und Unsicherheit aus. Wenn die Mutter oder der Vater vergisst, wo die Brille liegt, den Herd anlässt oder dieselben Geschichten immer wieder erzählt, beginnt oft eine Zeit voller Unsicherheit. Viele Angehörige fragen sich irgendwann:
„Ist das einfach nur normales Altern, oder steckt da mehr dahinter?“
Solche Gedanken sind belastend. Trotzdem, oder gerade deshalb, gilt: Wer Veränderungen früh erkennt, kann viel bewirken.
In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, welche Faktoren Demenz begünstigen und wie Angehörige unterstützen können.

Was bedeutet Demenz überhaupt?

Demenz ist keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Störungen des Gehirns, bei denen Gedächtnis, Denken, Sprache und Orientierung nach und nach oder auch plötzlich nachlassen, je nach Ursache. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz. Daneben gibt es unter anderem die vaskuläre Demenz (durch Durchblutungsstörungen im Gehirn) und seltener andere Varianten wie die Lewy-Körperchen-Demenz oder die Frontotemporale Demenz.
Je nach Demenzform liegen unterschiedliche Veränderungen im Gehirn zugrunde. Bei vielen Formen, wie der Alzheimer-Demenz, entstehen Ablagerungen, die den Austausch zwischen Nervenzellen stören. Andere Demenzformen entstehen durch Durchblutungsstörungen oder Gefäßschäden, etwa nach kleinen oder größeren Schlaganfällen.
Häufig treten beide Prozesse auch gemeinsam auf. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Gedächtnis, sondern auch auf Emotionen, Verhalten und das Urteilsvermögen.

Warnzeichen

Wann Sie genauer hinsehen sollten

Viele Veränderungen entwickeln sich langsam. Angehörige bemerken sie oft zuerst, weil sie den Menschen gut kennen und feine Unterschiede wahrnehmen.
Typische frühe Hinweise sind:

Auffällige Gedächtnislücken

Der geliebte Mensch vergisst Termine oder erzählt dieselben Dinge mehrfach, ohne sich daran zu erinnern. Besonders auffällig ist, wenn das Gedächtnis für aktuelle Ereignisse nachlässt, während alte Erinnerungen noch klar bleiben.

Orientierungsschwierigkeiten

Manchmal fällt auf, dass gewohnte Wege plötzlich schwerfallen – etwa der Rückweg vom Supermarkt oder das Wiederfinden bekannter Orte. Auch das Einordnen von Zeit („Welcher Tag ist heute?“) oder Ort („Wo bin ich gerade?“) kann durcheinandergeraten.

Schwierigkeiten bei alltäglichen Handlungen

Betroffene wissen plötzlich nicht mehr, wie man vertraute Tätigkeiten ausführt. So zum Beispiel das Bedienen des Telefons, das Zubereiten einer Mahlzeit oder das Bedienen von Geräten, die früher selbstverständlich waren. Diese Probleme deuten auf Störungen in der Handlungsplanung.
Manchmal werden Rechnungen nicht mehr bezahlt, der Haushalt bleibt liegen oder Mahlzeiten werden vergessen. Solche Anzeichen sind ein deutlicher Hinweis dafür, dass eine professionelle Abklärung erfolgen sollte.

Sprachprobleme

Menschen mit beginnender Demenz suchen häufiger nach Worten, verwechseln Begriffe oder verlieren den roten Faden beim Sprechen. Gespräche werden dadurch manchmal mühsamer oder brauchen einfach etwas mehr Zeit und Geduld.

Veränderungen im Verhalten

Wenn sich ein früher offener, geselliger Mensch zurückzieht darf dies als Warnzeichen gedeutet werden. Dies gilt auch umgekehrt, wenn jemand, der immer ruhig war, plötzlich gereizt oder misstrauisch reagiert. Auch Stimmungsschwankungen und Ängstlichkeit sind häufige Begleiter.


Anzeichen variieren je nach Demenzform
Nicht alle diese Anzeichen treten bei jeder Demenzform gleichermaßen auf. Während bei der Alzheimer-Demenz meist Gedächtnisstörungen an erster Stelle stehen, zeigen sich bei vaskulären Formen häufiger plötzliche Veränderungen oder Schwankungen im Verlauf. Bei der frontotemporalen Demenzen stehen dagegen oft Verhaltensänderungen im Vordergrund, während das Gedächtnis zunächst weitgehend erhalten bleibt.
Deshalb ist eine ärztliche Abklärung oder der Gang in eine Gedächtnisambulanz so wichtig. Dies hilft, die Form der Erkrankung zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Wichtiger Hinweis:


Wenn sich Veränderungen plötzlich innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln,
kann das auf Durchblutungsstörungen oder Schlaganfälle hinweisen.
Dann ist es wichtig, sofort ärztlichen Rat einzuholen.
Denn schnelles Handeln kann helfen, weitere Schäden zu verhindern und die Ursache gezielt zu behandeln.

Beobachten statt urteilen

Sich Sorgen zu machen ist verständlich, aber voreilige Schlüsse helfen nicht. Denn ähnliche Symptome können auch bei Stress, Depressionen, Erschöpfung, Schilddrüsenerkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten.

Führen Sie daher eine kleine Beobachtungsliste:

  • Wann traten die Veränderungen erstmals auf?
  • Was hat sich verändert?
  • Treten sie regelmäßig oder nur gelegentlich auf?
  • Wie reagiert der betroffene Mensch selbst darauf?

Diese Aufzeichnungen helfen dem Arzt später, die Situation besser einzuschätzen.

Das Gespräch mit dem Elternteil

Sensibel, aber ehrlich

Viele Angehörige zögern, das Thema anzusprechen, aus Angst, den anderen zu verletzen. Doch offenes, liebevolles Ansprechen ist meist der beste Weg.
Statt Vorwürfe zu machen („Du vergisst ständig alles!“), formulieren Sie Ich-Botschaften: „Mir ist aufgefallen, dass dir manche Dinge in letzter Zeit schwerfallen. Ich mache mir Sorgen und würde das gern gemeinsam mit dir beim Arzt abklären.“
So bleibt das Gespräch respektvoll und unterstützend, ohne Druck auszuüben.
Wichtig: Geben Sie Ihrem Elternteil Zeit, die Idee zu akzeptieren. Ein zu forsches Vorgehen kann zu Ablehnung führen.
Gleichzeitig gilt: Auch die betroffene Person selbst spürt oft, dass etwas nicht stimmt und empfindet Angst, Scham oder Verunsicherung.
Es braucht Zeit, Mut und Verständnis, um diese Veränderungen anzunehmen und den Gedanken an eine mögliche Erkrankung zu akzeptieren.
Geduld, ehrliches Zuhören und kleine Schritte sind daher meist hilfreicher als Druck oder ständiges Erinnern.

Wann ein Arztbesuch notwendig ist

Wenn sich die Veränderungen über Wochen oder Monate verstärken oder den Alltag spürbar beeinträchtigen, sollte man ärztliche Hilfe suchen. Hierfür ist die erste Anlaufstelle meist der Hausarzt. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung an Neurologen oder Gedächtnisambulanzen.

Zur Diagnostik gehören:

  • Gespräch und Anamnese: Besprechung der Symptome, Lebensumstände und Vorerkrankungen
  • Gedächtnistests: Aufgaben zu Orientierung, Sprache und Aufmerksamkeit
  • Medizinische Untersuchung: um andere Ursachen auszuschließen (z. B. Vitaminmangel, Schilddrüse)

Weitere Informationen, Hintergründe und aktuelle Zahlen finden Sie bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Ursachen und Risikofaktoren

Demenz entsteht selten durch eine einzelne Ursache. Meist wirken genetische, körperliche und psychische Faktoren zusammen.

Zu den bekanntesten Risikofaktoren zählen:

  • Alter: Das Risiko steigt deutlich ab 65 Jahren.
  • Familiäre Vorbelastung: Wenn Eltern oder Geschwister betroffen waren.
  • Gefäßerkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte schädigen die Hirngefäße.
  • Ungesunde Lebensweise: Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum.
  • Soziale Isolation und Depressionen: Einsamkeit kann Demenzsymptome verstärken oder beschleunigen.

Die gute Nachricht: Viele dieser Faktoren lassen sich positiv beeinflussen durch Ernährung, Bewegung und geistige Aktivität.

Leben mit der Diagnose

Eine Demenzdiagnose verändert vieles, aber sie bedeutet nicht, dass kein erfülltes Leben mehr möglich ist. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene über Jahre selbstbestimmt leben.

Medizinische Behandlung

Es gibt Medikamente, die den Krankheitsverlauf verlangsamen oder Symptome lindern können. Sie wirken am besten, wenn die Erkrankung früh erkannt wird.

Therapeutische Unterstützung

Nicht-medikamentöse Therapien wie Gedächtnistraining, Musiktherapie oder Ergotherapie fördern vorhandene Fähigkeiten. Zudem wirken sich Bewegung und soziale Aktivität positiv aus.
Ebenso wichtig ist eine psychologische Begleitung – sowohl für die erkrankte Person als auch für Angehörige. Gespräche mit Psychologen können helfen, Ängste, Scham und Trauer über die Veränderungen zu verarbeiten. Auch Angehörigengespräche, Paar- oder Familienberatung tragen dazu bei, den neuen Alltag gemeinsam zu bewältigen und Überforderung vorzubeugen.
Viele Betroffene profitieren zudem von Selbsthilfegruppen oder Gedächtnissprechstunden, in denen sie erleben, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein sind.

Alltag strukturieren

Ein geregelter Tagesablauf und klare Orientierungshilfen (z. B. große Kalender, sichtbare Beschriftungen, Erinnerungszettel) geben Sicherheit. Auch Routinen helfen, Stress zu vermeiden und die Selbstständigkeit zu erhalten.

Als Angehörige können Sie unterstützen, ohne zu bevormunden. Geduld, Humor und Zuwendung sind oft die wirksamsten Mittel.

Vorbeugung

Gemeinsam aktiv bleiben

Viele Risikofaktoren lassen sich beeinflussen. Geistige Aktivität, Bewegung und gesunde Ernährung sind die besten Schutzfaktoren.
Gemeinsame Aktivitäten helfen beiden Seiten:

  • Spaziergänge oder Gartenarbeit
  • Gesellschaftsspiele, Lesen, Musik
  • ausgewogene Ernährung
  • regelmäßige soziale Kontakte

Das hält nicht nur den Kopf fit, sondern stärkt auch die Beziehung.

Häufige Fragen von Angehörigen

1. Ist Vergesslichkeit immer ein Zeichen für Demenz?

Nein. Gelegentliche Gedächtnislücken sind normal, besonders bei Stress oder Müdigkeit. Erst wenn das Vergessen regelmäßig und deutlich wird, sollte man ärztlich nachforschen.

2. Kann Stress oder Trauer ähnliche Symptome auslösen?

Ja. Starke Belastungen oder Depressionen können zu Konzentrations- und Gedächtnisproblemen führen, die einer Demenz ähneln.

3. Wie spreche ich das Thema an, ohne zu verletzen?

Mit Ruhe, Empathie und gemeinsamen Lösungen. Zeigen Sie, dass Sie helfen möchten und nicht, dass Sie kritisieren.

4. Kann Demenz geheilt werden?

Bisher nicht. Aber mit frühzeitiger Behandlung lässt sich der Verlauf verlangsamen und die Lebensqualität deutlich verbessern.

5. Wie kann ich mich selbst vor Überforderung schützen?

Teilen Sie Verantwortung, nutzen Sie Hilfsangebote und planen Sie regelmäßige Erholungszeiten ein. Denn nur wer auf sich selbst achtet, kann langfristig gut begleiten.

Fazit

Früher erkennen, besser begleiten

Demenz zu erkennen, bedeutet, Veränderungen bewusst wahrzunehmen und richtig einzuordnen. Wer informiert ist, früh reagiert und sich Unterstützung holt, kann den Alltag für alle Beteiligten leichter gestalten.
Es geht um den Mut hinzusehen, um Verständnis, Geduld und ein offenes Miteinander, damit das Leben trotz Demenz weiter gelingen kann.

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Rechtlicher Hinweis: Die Inhalte dieses Blogs dienen der allgemeinen Information und persönlichen Anregung und ersetzen keine rechtliche Beratung oder ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose, Beratung oder Behandlung.

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

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